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Qualität statt Quantität

kinderwunsch

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Wer träumt nicht von einem Super-Orgasmus?! Von diesem berichteten etliche Patienten nach einer Akupunkturbehandlung, die zur Anwendung kam, bevor vor rund 20 Jahren die ICSI Einzug in die Reproduktionsmedizin hielt …

Vor 20 Jahren …

Die Intrazytoplasmische Spermieninjektion (ICSI) hielt 1992 Einzug in die reproduktionsmedizinische Therapie. Damit änderte sich vieles bezüglich der Behandlung kinderloser Paare, deren Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit beim Mann lag – trotz reduzierter Samenqualität waren plötzlich Therapien möglich.

Vor der ICSI-Ära blieb uns Reproduktionsmedizinern bei rein männlich bedingter Sterilität lediglich die Möglichkeit einer intrauterinen Insemination. Blieb der gewünschte Erfolg danach aus, versuchte man es allenfalls mit Medikamenten wie zum Beispiel Padutin oder mit Testosteron-Gaben. Deren Wirksamkeit war medizinisch allerdings nicht überprüft (keine evidence based medicine). Weiters gab es noch die Möglichkeit, Samen im Rahmen einer In-vitro-Fertilisierung durch entsprechende Zentrifugations-Schritte zu konzentrieren.

All das führte jedoch nur bei leichter Einschränkung der Samenqualität (sogenannte Oligo-Astheno-Teratozoospermie ersten Grades) zu Schwangerschaften – und das nur in vereinzelten Fällen.

Selbstverständlich haben auch wir sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, Paaren mit schlechten Samen Behandlungsoptionen anzubieten – darunter auch die Akupunktur.

Jede(r) will ihn: den Super-Orgasmus!

Zur damaligen Zeit konnten wir interessante Beobachtungen machen: Da gab es zum Beispiel einen Patienten aus London (geboren in Kenia), der mit seiner Frau zu uns kam, um sich therapieren zu lassen. Der Mann war eloquent und sehr attraktiv – alle Frauen haben ihm nachgeschaut. Im Rahmen der Versuche, die Samenqualität zu verbessern, führte ich eine spezielle Akupunkturtechnik durch.

Tags darauf kam er erneut zu uns in die Ordination, stellte sich vor den Rezeptionstresen und schwärmte in den höchsten Tönen von seinem gestrigen „Super-Orgasmus-Gefühl“! Ihm war es dabei offensichtlich egal, dass Leute im Wartezimmer mithörten. Obwohl er erst drei Tage später wieder für eine Akupunkturbehandlung bestellt war, wünschte er sich schon an diesem Tag eine weitere. Ich führte in den folgenden Tagen die Akupunktur fort und der Mann bestätigte wiederholt seine Empfindungen eines intensiveren Orgasmus-Gefühls. Seine Frau war zwei Monate später schwanger.

Zufall oder Akupunktur?

Auch andere Paare wünschten diese spezielle Akupunkturtechnik und berichteten regelmäßig – zuletzt auch Frauen – von einem wesentlich intensiveren Erlebens des Orgasmus. Bei einzelnen Paaren stellte sich auch der gewünschte Erfolg – eine Schwangerschaft – ein.

Seit im Jahr 1992 die ICSI erstmals erfolgreich eingesetzt werden konnte, habe ich die Akupunktur nicht mehr angeboten, obwohl immer wieder Paare danach fragten. Doch mein Schwerpunkt lag und liegt in der Kinderwunschbehandlung und nicht in der Sexualtherapie.

Sex-Auszeit

Um die Diagnose von Samenbefunden standardisieren zu können wird seit Jahrzehnten empfohlen, fünf Tage vor Abgabe der Samen keinen Geschlechtsverkehr zu haben. Bis heute wird diese fünftägige „Karenz“ – leider unreflektiert und in guter Absicht – angeraten.

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass durch ein gesteigertes Orgasmus-Gefühl vereinzelt Schwangerschaften eintraten – möglicherweise auch durch Verbesserung der Qualität einzelner Samen. Vielleicht hängen die vereinzelten Schwangerschaften aber auch damit zusammen, dass offensichtlich nicht regelmäßig zum Optimum des Eisprungs Geschlechtsverkehr erfolgt, weil ja „Karenzzeiten“ von fünf und mehr Tagen eingehalten werden müssen.

Qualität vor Quantität

Es ist ein Trugschluss, dass nach fünftägiger „Karenz“ die Samenqualität eine bessere ist. Es kann zwar sein, dass sowohl die Anzahl der Samen pro Milliliter als auch die Menge des Ejakulats nach der „Karenzzeit“ eine höhere ist – die Qualität einzelner Samen hat damit jedoch nichts zu tun.

Bei Anwendung der ICSI, kombiniert mit der IMSI (Intrazytoplasmisch Morphologisch Selektierte Spermieninjektion), benötigen wir nur ganz wenige Samen – diese allerdings von bester Qualität!

Ärztliche Empfehlung

Nachdem wir eine Steigerung der Ejakulationsfrequenz empfohlen hatten, konnten wir folgendes beobachten: Jene Samen, die wir zur IMSI selektieren, weisen häufig weniger Vakuolen auf. Offensichtlich hat die Anzahl frischer Samen doch einen Einfluss auf das Ergebnis!

Unsere Empfehlung lautet daher: Bei einer Kinderwunschbehandlung mittels IVF, kombiniert mit ICSI und IMSI, sollte häufig – nach Möglichkeit täglich – eine Ejakulation stattfinden. Eine „Sex-Auszeit“ ist also eher kontraproduktiv – allerdings sollte während der Stimulationsphase nur geschützter Geschlechtsverkehr praktiziert werden. Außerdem verbessert sich nachweislich die Spermienqualität durch eine unterstützende Therapie mit Mikronährstoffen, z.B. „Fertilovit“ (u.a. mit hochdosiertem Vitamin E, Carnitin, Lycopen und Vitamin C).


Links:
» Mikronährstoffe – Die kleinen Helfer mit großer Wirkung

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